FT8 –  Fluch oder Segen für den Amateurfunk?

Stephan Dittrich, DF7AH

Zusammenfassung seines Kurzvortrags vor 18 Teilnehmern/in  OV-Abend am 11.Mai 2023

       

Seit Joe Taylor (K1JT) und Stephen Franke (K9AN) 2017 den Betriebsmodus FT8 vorgestellt haben, findet eine Diskussion über Sinn und Unsinn, bzw. die Auswirkungen dieser Technik statt.
Aber was ist dieses ominöse FT8 eigentlich, und warum polarisiert es die Amateurfunkwelt so stark?
Dazu zunächst ein paar Basisinformationen:
FT8 gehört, wie schon seine Vorgänger JT65 und JT9, die ebenfalls von OM Taylor entwickelt worden sind, zu den sogenannten „Weak-Signal-Modes“. Ursprünglich entwickelt, um bei Betriebsarten wie EME oder MS trotz der dort üblichen geringen Feldstärken alle relevanten Daten sicher zu übermittel, werden sie heute auf allen Bändern eingesetzt. Diese Modi werden als MGM (Machine Generated Modes) zusammengefasst. Das heißt, die Verarbeitung der zu übermittelnden Inhalte wird von einem, mit dem Transceiver verbundenen, Computer vorgenommen.
Und genau da setzen die Kritiker an, die die Kontrolle über die Funkverbindung dadurch nicht mehr beim Operator, sondern beim Computer sehen:
Häufig gehörte Meinung: „Da funken nur noch Computer miteinander!“

Aber das ist m.E. zu kurz gedacht: alle diese MGM sind lediglich die Weiterentwicklung der altbekannten Digimodes, wie RTTY, PacketRadio, PSK31, usw.
Niemand behauptet heute noch, diese Betriebsarten hätten den Amateurfunk nachhaltig geschädigt.

Betrachten wir einmal einige unbestreitbare Vorteile von FT8:
– Signalbandbreite ca. 50Hz
– Schwellwert für die Dekodierung ca. -24dB/3kHz, das ist unterhalb der Hörbarkeitsgrenze!
– Systemgewinn gegenüber SSB >20dB (Leistungsfaktor >100!)
– „echte“ Rapporte in dB, ermittelt aus dem tatsächlichen S/N-Verhältnis.

Und wenn man ehrlich ist: die übermittelten Inhalte sind nicht viel anders, als bei einem CW/SSB QSO bei vergleichbar niedrigen Feldstärken: Call, QTH, Rapport, 73.
Natürlich kann und wird FT8 nie ein Ersatz für das gemütliche „Ragchewing“-QSO sein. Das ist und war nie die Intention der Entwicker.

Was aber hat sich durch den „Siegeszug“ von FT8 auf den Bändern geändert?
Die Aktivitäten haben sich auf die FT8-Frequenzen verlagert. Oberflächlich betrachtet wirken dadurch die Bänder häufig verwaist. Betrachtet man allerdings die Menge an aktiven Stationen in den o.g. QRGs, stellt man fest, dass von einem Nachlassen der Aktivität keine Rede sein kann. Die Zahl der in FT8 aktiven Stationen übersteigt nach meinen Erfahrungen die Menge an früher zu hörenden CW oder SSB Signalen deutlich.

Kritiker behaupten gelegentlich, man könne in FT8 die Station vollautomatisiert laufen lassen.
Zitat: „Ich lasse die Station über Nacht durchlaufen, und gucke morgen mal, was ich alles (ab)gearbeitet habe.“
Dazu muss man richtigstellen: Es gibt aktuell drei Software-Pakete, die u.a. für FT8 eingesetzt werden:
WSJT-X, JTDX und MSHV. Diese Programme erlauben definitiv keinen solchen Automatikbetrieb! Zwar gibt es Software-Variationen, die dieses tatsächlich ermöglichen, diese sind allerdings von OM Taylor explizit nicht autorisiert!
Desweiteren hört man gelegentlich, der Betrieb reduziere sich auf Mausklicks, und erfordere keinerlei Kenntnisse über z.B. Betriebstechnik, Ausbreitungsbedingungen und dgl.
Zitat: „Der Computer macht das ja alles alleine“.
Meines Erachtens ist die Betriebstechnik sicherlich eine andere, als in SSB oder CW; die Beherrschung der Garätekonfiguration (CAT-Steuerung, Audio-Interface), die Einhaltung der PC-Zeit auf +-1 Sekunde/UTC, die Auswahl von Simplex- oder Splitmodus, oder gar der Betrieb im sog. F/H-Modus, erfordern aber ebenfalls ein hohes Maß an Einarbeitung und Kenntnissen.

Zusammenfassend möchte ich sagen: Meiner Überzeugung nach werden FT8 und seine Verwandten den Amateurfunk weder nachhaltig schädigen, noch ihn in seinem Bestand gefährden.
Ich finde, es handelt sich um eine Weiterentwicklung und damit eine Erweiterung der Palette unseres Hobbys. Natürlich wird niemand gezwungen, alle neuen Techniken zu nutzen, aber eine tolerante und vor Allem sachliche Betrachtung versteht sich von selbst.

73 Stephan, DF7AH

 

Copyright Bilder:
Aufmacherfoto: Stephan, DF7AH, Bilder Vortrag: Hans, DG4OP

 

 

 

 

Von ADMIN

DARC OV H05

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